Die Geschichte der Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn (ZOJE)

Ende des 19. Jahrhunderts nahm der Ausflugsverkehr in das Zittauer Gebirge immer mehr zu, so dass bald nach einer besseren Verkehrsanbindung nach Zittau gesucht wurde. 1884 gründete sich in Zittau ein Komitee, dass sich den Bau einer Schmalspurbahn in das Zittauer Gebirge zum Ziel setzte. Als sich daraufhin noch die "Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahngesellschaft" konstituierte, die vor allem die finanzielle Seite des Bahnbaus unter Dach und Fach brachte, stand dem Baubeginn nichts mehr im Wege. Am 24. November 1890 war es schließlich soweit: Der Eröffnungszug fuhr von Zittau nach Jonsdorf und anschließend nach Oybin. Am 15. Dezember 1890 wurde dann nach einigen Verzögerungen der reguläre Zugbetrieb aufgenommen.

Postkarte aus dem Jahr 1908. - Auf diesem Bild sind zwei im Vereinsbesitz befindliche Fahrzeugtypen zu sehen
Postkarte aus dem Jahr 1908. - Auf diesem Bild sind zwei im Vereinsbesitz befindliche Fahrzeugtypen zu sehen

Zu Beginn fuhren auf der Schmalspurbahn Lokomotiven der sächsischen Gattung I K sowie 2-achsige Personenwagen und einige Güterwagen. Am 01. Juli 1906 wurde die bis dahin private ZOJE in die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen eingegliedert. Der Ausflugsverkehr in das Zittauer Gebirge stieg in dieser Zeit sprunghaft an. 1909 begann man mit dem Einsatz von stärkeren Maschinen der sächsischen Gattung IV K. Einige dieser Maschinen fuhren übrigens bis in die sechziger Jahre auf unserer Schmalspurbahn. Eine Stammlok war die im Vereinsbesitz befindliche IV K 99 555. Zeitweise waren bis in die 50-er Jahre auch Maschinen der Gattung VI K eingesetzt. 1928 begann dann die Anschaffung von Einheitsloks der Baureihe 99 73-76. Diese Loks sind bis heute auf der Zittauer Schmalspurbahn zu sehen.

Auch der Wagenpark wurde immer umfangreicher. Schmalspurgüterwagen waren jedoch recht wenige im Einsatz, der Güterverkehr wurde vorwiegend mit Regelspurgüterwagen auf Rollböcken, ab 1927 auf Rollwagen abgewickelt. Im Reiseverkehr wurden einige recht interessante Fahrzeuge verschiedener Arten eingesetzt, so z. B. die aus zwei 2-achsigen Wagen gebildeten Doppelwagen oder ein offener Personenwagen, der sich großer Beliebtheit erfreute. Heute prägen 4-achsige Reko- und Einheitsreisezugwagen in modernisierter Form das Bild der Bahn. 1938 wurden 4 Triebwagen VT 137 322 - 325 erworben. Der letzte dieser Triebwagen (137 322) versah seinen Dienst bis 1964 und befindet sich zur Aufarbeitung heute abgestellt im Lokschuppen des Bahnhofes Bertsdorf. Im Jahr 1963 kam dann auch eine sehr interessante Lok zur Zittauer Schmalspurbahn. Die 99 4532 (Baujahr 1924) stammte von der Trusetalbahn in Thüringen und wurde im Rangierbetrieb in Zittau eingesetzt. Heute ist sie Eigentum des Vereins und im Bertsdorfer Lokschuppen abgestellt. Zu besonderen Anlässen wird das Fahrzeug der Öffentlichkeit präsentiert. Auf Grund des immer weiter ansteigenden Ausflugsverkehrs wurde der Streckenabschnitt von Zittau Vorstadt nach Oybin im Jahre 1913 sogar zweigleisig aufgebaut. Die Zugfolge wurde immer dichter, und einige Zeit verkehrten sogar Eilzüge, die nicht mehr auf jeder Station hielten. Zwischen 1943 und 1945 wurde dieses zweite Gleis jedoch nach und nach wieder abgebaut.

Auch heute noch befindet sich das mechanische Schlüsselstellwerk des Bahnhofes Bertsdorf im Betrieb. Auf ihm versieht der Zugleiter der Strecke von Zittau nach den Kurorten Oybin und Jonsdorf seinen Dienst. Dieses Stellwerk, erbaut 1938, ist eines der wenigen Hochstellwerke auf einer Schmalspurbahn.

Auf Grund der Erweiterung des Braunkohletagebaus Olbersdorf war das Ende der Bahn eine besiegelte Sache. Am 27. Mai 1990 sollte der Reiseverkehr und nur wenig später der Güterverkehr auf dieser Bahn eingestellt werden. Eine Ersatzlösung in Form einer Straßenbahn war bereits angedacht. Doch zur Freude aller Eisenbahnfans verhinderte die politische Wende diesen Plan.

Das Stellwerk in Bertsdorf
Das Stellwerk in Bertsdorf

Die Grube Olbersdorf ist heute stillgelegt, dort befindet sich ein See mit einem Naherholungsgebiet und das Ausstellungsgelände der AG Grubenbahn. Noch immer dampft die Bahn ins Zittauer Gebirge, jedoch unter schwierigen Bedingungen. 1992 wurde der Güterverkehr mangels Frachtaufkommens endgültig eingestellt. Auch der Personenverkehr ging in den 90-er Jahren immer mehr zurück. Dafür stieg natürlich der Straßenverkehr im landschaftlich schönen Zittauer Gebirge stark an. Die DB AG hatte schon frühzeitig bekräftigt, den mit Millionendefiziten verbundenen Betrieb der Schmalspurbahn endgültig 1998 einzustellen.

Angeregt durch die Aktivitäten des Interessenverbandes zur Erhaltung der Schmalspurbahn, wurde 1994 die Sächsisch Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft mbH (SOEG) gegründet. Gesellschafter sind derzeit der Landkreis Löbau-Zittau, die Stadt Zittau und die Gemeinden Olbersdorf, Bertsdorf-Hörnitz, Oybin sowie Jonsdorf. Nach langen Vorarbeiten wurde zum 01.12.1996 die Betriebsführung feierlich der SOEG übergeben. In den Jahren 2003/2004 erfolgte eine umfangreiche Streckensanierung im Bereich Hbf Zittau bis Bf Zittau Vorstadt. Dabei wurde neben dem Entfernen von alten Gleisen besonders auf eine Verbesserung und Vereinfachung des Betriebsablaufes Wert gelegt. Im Frühjahr und Herbst 2005 wurde die Gleislage des Bahnhofs Bertsdorf vollständig erneuert. Auch hier kam es zu einer Vereinfachung der Gleislage. Im Jahr 2007 wurde die neue Wagenausbesserungsstelle der SOEG in Zittau eingeweiht. Weiterhin erfolgte eine Rekonstruktion des Güterbodens in Jonsdorf und des Wasserhauses in Oybin. Zum besseren Schutz der Wagen wurde von der SOEG neben der Werkstatt in Zittau ein Fahrzeugschuppen errichtet.

Die Station Zittau HBF und der Sitz der SOEG
Die Station Zittau HBF und der Sitz der SOEG

Zeittafel

Im Folgenden werden die wichtigsten Ereignisse im 'Leben' der Bahn in einer Übersicht dargestellt. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Daten finden Sie in unseren Broschüren zur Geschichte der ZOJE.

16. August 1888
Gründung der Zittau-Oybin-Jonsdorfer-Eisenbahn.
25. November 1890
Eröffnung der Bahn mit Lokomotiven der Gattung I K sowie 2- und 4-achsigen Personenwagen.
15. Dezember 1890
Beginn des regulären Betriebes des Bahn.
1897
Mandauregulierung in Zittau und Neuverlegung der Strecke mit dem Bau des Bahnhofes Zittau Schießhaus.
1899
Beschaffung erster Rollböcke zum Transport regelspuriger Güterwagen.
1. Juli 1906
Übernahme der ZOJE durch die Königlich Sächsische Staatseisenbahn (K.Sächs.Sts.E.B.). Es wurden neue 4-achsige Wagen und Lokomotiven vom Typ IV K beschafft.
1911
Versuch der Kopplung zweier I K Lokomotiven fahrerhausseitig zur Typenreihe II K neu. Auf Grund dieser größeren Maschinen wurde der Lokomotivschuppen in Bertsdorf erweitert.
15. April 1913
Beginn des zweigleisigen Ausbaus der Strecke zwischen Zittau Vorstadt und Oybin. Im Zuge dessen entstanden auch einige Bahnhofsbauten als Ersatz für Wartehallen.
1918
Nach dem 1. Weltkrieg entfällt das 'Königliche' der K.Sächs.Sts.E.B., sie heißt ab jetzt Sächsische Staatseisenbahn.
1924
Die Sächsische Staatseisenbahn (Sächs.Sts.E.B.) wird in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert. Es werden weitere Maschinen vom Typ IV K beschafft.
26. Januar 1926
Der Unfall bei Olbersdorf Niederdorf (Kohenviebig) ereignete sich.
Herbst 1927
Grundlegende Verbesserung des Transportes von Regelspurfahrzeugen mit der Ablösung der Rollböcke durch neu beschaffte Rollwagen.
1928
Wegfall der 4. Wagenklasse mit einfachen Holzsitzen, diese wird jetzt 3. Klasse. Es wurden weitere Personenwagen und stärkere Lokomotiven der Gattung VII K beschafft.
15. Mai 1932
Erster Personenzug mit elektrischer Beleuchtung.
2. Juli 1934
Erster Personenzug mit Dampfheizung.
1936
Beschaffung der ersten Einheitspersonenwagen mit zugehörigem Packwagen. An den Fahrzeugen waren noch Trichterkupplungen vorhanden.
1938
Die ersten Dieseltriebwagen, jeweils in Doppeltraktion, sind auf der Schmalspurbahn im Einsatz. Im Bahnhof Bertsdorf wird das Stellwerk errichtet.
1943-45
Das zweite Gleis zwischen Zittau Vorstadt und Oybin wird wieder abgebaut.
1955-57
Ein aus lettischen Altteilen in Dresden gefertigter Dieseltriebwagen hat auf der Schmalspurbahn ein Gastspiel.
1960-
In diesen Jahren wurden durch die Deutsche Reichsbahn alle nicht unbedingt benötigten Gleise zurückgebaut.
1962
Betriebsversuche mit den Dieselloks 36 4801 und 36 4802.
1964
Es erfolgte die Abstellung des einzigen verbliebenen Triebwagens (137 322) infolge eines Getriebe- und Motorschadens zum Verbleib in Bertsdorf.
1969
Die DR stellt den Güterverkehr ab Olbersdorf Oberdorf in Richtung Gebirgsgemeinden ein.
1970-
Die Personenwagen werden rekonstruiert und außen mit einer Blechverkleidung versehen. Das Wageninnere wird mit Hartpolstersitzen ausgestattet.
6. Juli 1990
Gründung des Interessenverbandes Zittauer Schmalspurbahnen e. V.
1992-93
Umstellung der Lokomotiven auf Ölhauptfeuerung und fast aller Fahrzeuge von Saugluftbremse auf Druckluftbremse.
Pfingsten 1993
Der Verein eröffnet das Schmalspurbahnmuseum im ehemaligen Güterboden des Bahnhofes Kurort Oybin.
1994
Gründung der Sächsisch Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (SOEG).
1.12.1996
Übergabe des Betriebes der Schmalspurbahn von der DB AG an die SOEG.
01.10.2001
Das Bahnhofsgebäude Bahnhof Bertsdorf wird mit der Schlüsselübergabe Eigentum des Vereines.
10.03.-17.04.2003
In Folge einer Streckenerneuerung kam es zum Umbau des Bahnhofes Olbersdorf Oberdorf und zum Aufbau einer Fahrzeugverladerampe in Zittau Vorstadt. Die Strecke war in dieser Zeit gesperrt.
23.02.-08.04.2004
Rekonstruktion der Strecke zwischen Zittau Bf. und Zittau Vorstadt.
08.10.2004
Abriss der alten Umladehalle und des Bahnpostgebäudes in Zittau.
Frühjahr 2005
Bauarbeiten in Bertsdorf mit einer Streckensperrung nach Jonsdorf vom 28.02.01 bis 24.03.01
Herbst/Winter 2005
Erneuerung aller Gleise im Bahnhof Bertsdorf.
2007
Neubau der Wagenbausbesserungsstelle in Zittau und Rekonstruktion des Güterschuppens in Jonsdorf sowie des Wasserhauses in Oybin.
2012
Für eine einfache Zugkreuzung wurden in Olbersdorf Oberdorf Rückfallweichen eingebaut.